Läuft, würde ich sagen!!! Da man aber über Hunde aus dem Ausland, oder Fundtiere, wenig über deren Vorleben weiß, keine konkreten Aussagen über Rasse, Alter, zu erwartende Größe, usw. machen kann, holt man sich nicht zuletzt eine „Wundertüte“ ins Haus.
Das ist bekannt. Bekannt ist auch, dass mit viel Sachverstand, Geduld, Konsequenz und Beharrlichkeit aus solch einem Tierschutz- oder sonstigem Abgabehund ein toller Kamerad über viele Jahre werden kann.
KANN……muss aber nicht!!!!! Und was ist, wenn es schiefgeht???????
Wohin mit Waldi, Brutus und Co, wenn es denn doch nicht passt? Oder der Hund in der Anfangszeit Verhaltensweisen zeigen, mit denen man so gar nicht leben möchte.? Auch nicht für eine bestimmte Zeit.
Kein Problem, bieten einige Tierheime doch „den Hund auf Probe“ an. Hinfahren, mitnehmen, 7 Tage kostenlos testen, und dann entscheiden. Behalten oder lieber wieder abgeben (und vielleicht einen anderen mitnehmen…..). Diesen „Luxus“ bieten Angebote auf ebay Kleinanzeigen oder anderen Verkaufsportalen nicht an.
Doch dazu später mehr im 2. Teil dieses Blogartikels.
Allerdings muss man sich fragen WAS GENAU soll denn da in 7 Tagen getestet werden?
Ob der Hund farblich zum Sofa passt? Viel mehr Sinngebendes über diese sogenannte Probezeit fällt mir da schon nicht ein. Gut gedacht ist eben nicht immer gut gemacht!
Denn ob ein Hund stubenrein ist (sind Tierschutzhunde aus der Smeura (Tierheim in Rumänien) oder von der Straße eher selten), ob er alleine bleiben kann, ob er den Garten „umgestaltet“, ob er verträglich mit Kindern, Katzen und anderen Hunden ist, lässt sich schwerlich in 7 Tagen herausfinden!!!! Und selbst wenn sich Verhaltensauffälligkeiten später einmal zeigen, sind diese schließlich nicht in Stein gemeißelt und bleiben für immer, sondern können erzieherisch gehandelt werden - mit Geduld und Wissen. Und vielleicht auch mit Hilfe eines Hundetrainers, der natürlich Geld kostet.
Oder ist die Testphase eher für den Halter gedacht?
Soll dieser mal schauen, ob er auch am 6. Tag noch Lust hast mindestens 3 x am Tag Gassi zu gehen, pünktlich Hundefutter zu kaufen, stets den Wassernapf mit frischem Wasser zu versehen, den Hundkot von der Strasse aufzusammeln (nicht schön, wenn der Hund durch die Umstellung oder Krankheit erst einmal Durchfall hat….) oder worüber genau soll sich der zukünftige Hundebesitzer in 7 Tagen denn so klar werden?
Macht man sowas nicht schon viel früher?
Was soll denn das?
Lernen am realen „Objekt“? Und auf Kosten des Tieres?
Warum Tierheime mit solchen Probezeiten werben entzieht sich meiner Kenntnis. Auf meine Frage in einem der Tierheime, die diese anbieten bekam ich nur die lapidare Aussage eines Pflegers, das die zukünftigen Halter so halt gucken können ob „sie mit dem Hund zurecht kommen.“.
Getreu nach dem Motto :“ Nein, wir können Ihnen nichts zum Hund sagen, Hier bitte, nehmen sie ihn einfach mal für 7 Tage mit und schauen Sie selbst.“
Und dann kommt genau das, was eigentlich eher kontraproduktiv ist. Anstatt den Hund zunächst einmal in Ruhe „ankommen“ zu lassen im neuen (hoffentlich „Für Immer“-) Zuhause müssen ja nun in der Kürze der Zeit sämtliche Aktivitäten Outdoor und Indoor ausprobiert werden. Autofahrten zur Verwandtschaft – um zu schauen ob der Hund sich dafür eignet, Spaziergänge im Wald, in der Stadt, auf die Kirmes und zum Trödelmarkt – weil er ja immer dabei sein soll. Für den Hund ist das eine Belastung und Reizüberflutung, die ihn dermaßen unter Stress setzt, dass es schon nicht mehr schön ist. Um dann eventuell nicht zuletzt nach einer Woche voller Aktion, wieder im Zwinger des Tierheimes abgegeben wird. Da kann er sich dann vom Stress erholen bis die nächsten Interessenten ihn auf Probe mitnehmen.
Ich denke, hier wird dann auch noch zusätzlich mit dem Verantwortungsbewusstsein der meisten Menschen spekuliert und auch die emotionale Seite angesprochen. „Schau mal wie traurig der guckt, den können wir doch jetzt nicht wieder zurückbringen“, mag es dann doch in vielen Köpfen ausschauen, auch wenn es dann eigentlich doch nicht passt und der Funke eigentlich doch nicht zum Hund übergesprungen ist. Und dann behält man einen Hund aus Mitleid, obwohl man insgeheim schon weiß, dass es doch eigentlich nichts werden kann mit der Mensch-Tier-Beziehung. Und so vergeben sich Mensch und Hund für die nächsten, sagen wir mal 8 – 10 Jahre, die Chance auf eine gute Beziehung, da man moralisch eventuell zu einem Hund gedrängt wird, den man vielleicht doch nicht wollte. Oder der Hund zu einem anderen Besitzer eher gepasst hätte.
Für den Hund sieht es noch schlechter aus. Wenn s ganz dumm läuft, so ist er mal 7 Tage dort in einer Familie, dann wieder ein paar Tage Tierheim, dann wieder 7 Tage in einer Familie, usw. Für eine vertrauensvolle Mensch-Hund-Bindung eher schlechte Vorzeichen.
Inwiefern die Tierheime da auch wahre Angaben machen, wie oft der Hund schon „Probe-gewohnt“ hat, wage ich zu bezweifeln.
Immer noch schaffen sich Menschen zu unüberlegt einen Hund an!!!!! Leider!!!
Sind sich nicht bewusst, was es heißt einen Hund artgerecht zu halten, konsequent zu führen, seine Gesundheit sicher zu stellen und auch die anfallenden Kosten zu tragen. Durch solch ein Angebot einen Hund „auf Probe“ mal zu übernehmen, so ganz unverbindlich und mit vollem Rückgaberecht, wird dieses dringend wünschenswerte Verantwortungsbewusstsein sicher nicht gefördert.
Seien Sie gewiss, das Sie das Potential ihres neuen Familienzuwachses in 7 Tagen nicht entdecken oder herausfinden werden.
Hunde beobachten in der ersten Zeit einfach nur und verhalten sich dementsprechend ruhig und abwartend zurückhaltend. Sie checken die Lage und machen sich ein Bild von den Menschen und dem Ort an dem sie gelandet sind. Je nach Charakter, Vorleben und Erfahrungen des Hundes, dauert es 3-6 Wochen, oder auch 6 Monate bis er „angekommen“ ist. Grenzaustestungen, Regeln in Frage stellen sofern bereits welche etabliert wurden, oder auch das „Umdekorieren“ von Wohnung und Garten zeigen sich oftmals erst zu einer Zeit, wo dann das „Rückgaberecht“ leider verwirkt ist.
Natürlich gibt es sie auch, die Glücksf(e)älle, die es dem Adoptanten leichtmachen und keine Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die sich sofort einfügen in das Leben ihres Menschen und alle sind glücklich und zufrieden. Das bestreite ich gar nicht, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit von unliebsamen Verhaltensauffälligkeiten bei Tierschutzhunden immer groß. Meist sind die Hunde aus dem osteuropäischen Raum mit unseren Umweltgegebenheiten zunächst einmal heillos überfordert. Oftmals auch noch durcheinander oder gar traumatisiert vom Transport. Hier gilt es dann Grenzen zu setzen, Sicherheit zu bieten und sich eventuell Hilfe zu suchen bei Hundetrainern oder Verhaltensberatern. Kein Hund erzieht sich von alleine, einige machen es uns nur leichter oder eben schwerer. Und solch frei entfaltete Hunde ohne Erziehung und Grenzen landen dann nicht zuletzt wieder im Tierheim oder bei den einschlägigen online Portalen.
Mein Appell an alle zukünftigen Hundehalter.
Bitte informieren Sie sich im Vorfeld was es heißt einen Hund zu halten. Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen? Welche Rasse soll es sein, oder möchten Sie einem Tierschutzhund ein Zuhause geben? Das alles kann man sich vorher überlegen und sich Rat und Hilfe bei einem Hundeverhaltensberater oder Hundetrainer holen.
Auch biete ich über die
Volkshochschule Goch zu einem wirklich erschwinglichen kleinen Preis Vorträge zum Thema Hundeanschaffung und –haltung an. Informieren sie sich was auf sie zukommen kann und worauf es ankommt. Dann brauchen sie auch keinen „Probe-Hund“, sondern treffen eine Entscheidung die sowohl mit dem Verstand getroffen wird, aber auch im Herzen wächst. Hunde sind keine Wegwerfartikel sondern Lebewesen denen wir verantwortungsvoll begegnen müssen.
Dass es nämlich gar nicht so einfach ist einen Hund „wieder los zu werden“, wenn dieser Probleme macht (und die gewährte Probezeit vorbei ist, oder gar nicht erst gewährt wurde), lesen Sie hier in Kürze auf meinem Blog im 2. Teil!